Home
Artist
Live
Pictures
Nashville Star 2
Countrylive 2002
Countrylive 2003
Stars und Freunde
Bob auf Tour
MP3s / Videos
Funaddicts
Contact
American Section
Japanese Section
 


<-Zurück / Weiter ->

Tag 3

In meinem Hotel haben sich anscheinend eine ganze Reihe von NS2-Kandidaten einquartiert. Im Flur treffe ich gleich zwei weitere und dann kommt auch noch Kimberly dazu. Wir erzählen und proben auf dem Gang und einige Außenstehende kommen dazu, um uns zu lauschen. Eigentlich wollte Kimberly Tim McGraw´s "Cowboy In Me" als Coversong versuchen, also als "Cowgirl In Me". Das könnte ich auch problemlos begleiten. Aber sie möchte nun doch lieber "There Is No Arizona" vortragen, ein typisches Gitarrenstück. Dann muss jemand anders mit ihr spielen. Sie fährt mich zur Halle und im Auto läuft Gospel. Wir hören uns den Chor ihrer Kirchengemeinde an. Wahnsinn! Gar nicht Country aber super Mucke! Heute steht keiner mehr Schlange vor der Halle, wir haben einen Termin bekommen und sind ab 12 Uhr mittags bestellt. Trotzdem wieder viel Papierkram und Akkreditieren. Ohne Backstagepass geht hier gar nichts. Heute sollen noch 10 Teilnehmer für die morgige Finalrunde übrig bleiben, und ich habe mich schon mental vom Wettbewerb verabschiedet. Für die TV Guide, eine Fernsehzeitschrift müssen wir uns fotografieren lassen. Trotz klirrender Kälte draußen läuft drinnen die Klimaanlage und verursacht ein leichtes Kratzen im Hals. Kimberly bittet mich um meinen Schal. Ganz Gentleman leihe ich ihn ihr. Ich halte so durch und singe erneut "Who´s Your Daddy", diesmal allerdings darf ich mich am Keyboard begleiten bekomme für jedes Lied ca. 2 Minuten auf dieser endgeilen Bühne. Dann performe ich "Becky´s Song", die vorgeschriebene Eigenkomposition. Allerdings sagt heute die Jury nicht direkt, wer weiterkommt. Dies geschieht nach dem Casting am Abend im Rahmen einer eigenen Show. Meine Mitbewerber geben mir ein dickes Lob, sie mögen Becky´s Song. Einige sprechen mich auf die Radiosendung von gestern an. Sie haben die Show auf dem Rückweg von der Halle nach Hause im Auto gehört und mich erkannt. Auch "Buck In the Truck" ist wieder vor Ort. Ich habe ihm gestern eine CD von mir geschenkt und er hat sie begeistert gehört. Nun stellt er mir einen ganzen Stapel der neuesten Country-CDs und DVDs auf den Tisch. Ein kleines Dankeschön vom Sender. Mann, das Zeug ist mindestens 250 Dollar Wert! Ich bin begeistert! Buck meint, Jack´s Sendung hören im Schnitt ca. 300000 Leute in Georgia und den Carolinas. Wow!
Die Audition zieht sich hin. Schon 20 Uhr und immer noch sieben Kandidaten. Aber die Jury ist geduldig. Wer fertig ist sitzt backstage und knabbert an seinen Fritten (freedom fries) und seinem Burger. 
Endlich sind wir durch. Nun zieht sich die Jury für eine Stunde zur Beratung zurück. Alle Teilnehmer der zweiten Runde werden nun seitlich der Bühne auf die VIP-Plätze verteilt. Nichts passiert und wir vertreiben uns die Wartezeit, indem wir gemeinsam Countrysongs singen. Was für ein Riesenspaß. Ich bin super glücklich. Dann gehen die Kameras wieder an und die Jury kommt zurück. Der Produzent verkündet, dass er nirgendwo sonst soviel Potenzial wie in Atlanta gesehen hat und darum nicht 10 sondern 17 Leute in die Endrunde kommen. Das lässt hoffen. Ich sitze neben meinen neuen Freunden und die Namen der Finalisten werden verlesen. Sie sollen dann auf die Bühne kommen und sich feiern lassen. 
Die erste Gewinnerin wird verlesen und stürmt freudig auf die Bühne. Doch dann hat ein Kameramann vergessen, sein Gerät einzuschalten und die Szene muß wiederholt werden. Aus technischen Gründen gleich dreimal und die erste Gewinnerin versucht, immer noch so überrascht wie beim ersten mal zu wirken. Dann geht es Schlag auf Schlag, drei weitere Namen fallen und dann: "Bob Style". Ich kann es nicht fassen, jubel in die Kamera und gratuliere den anderen Finalisten. Dann warte ich, dass Kimberly aufgerufen wird, doch sie ist nicht dabei. Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien die Gewinner ausgesucht werden. Es tut mir so leid für sie. 
Wir müssen auf der Bühne bleiben, werden nochmals interviewt. Dann bekommen wir T-Shirts von USA Network, KICKS Country ABC Radio Network und weiteren Sponsoren wie Chevy Silverado, Mc Donald´s und anderen Firmen, die wir für Werbefotos (nacheinander) überstreifen sollen. Der Produzent brieft uns für morgen, rät uns, einen anderen Coversong als heute zu singen. Rechtlich muß alles 100% wasserdicht sein, denn die morgige Show wird komplett im Fernsehen übertragen, da darf es keine offenen Copyrightfragen oder ähnliches geben. Wir mussten von Anfang an übrigens alle Markennamen an unserer Kleidung abkleben lassen und schriftlich versichern, uns aller Obszönitäten und Geschmacklosigkeiten zu enthalten. Außerdem sagt Dave knallhart: "Dies ist ein Countrycasting, bitte seht morgen auch aus wie Countrysänger". Ich wette, heute Nacht hat Boot Village wieder Hochkonjunktur. Dann fügt er hinzu: "Mir ist es egal, wer hier gewinnt, ich bin morgen eh nicht mehr da. Aber alle, die hier noch übrig sind haben das Zeug zum Siegen! Wer also nicht zu den zwei Gewinnern morgen gehört, darf sich berechtigte Hoffnungen auf eine Wild Card machen. Wir vergeben um die 20 dieser Zusatzchancen und warum sollen die Leute dafür nicht auch aus Atlanta kommen." Wer in die dritte Runde kommt, muss vor seinem Auftritt ein Homevideo einreichen. Darauf müssen 10 Minuten Musik und 10 Minuten Umfeldstory sein. Das Band wird auch teilweise gesendet und dient den Produzenten dazu, die Wild Cards zu verteilen. Ich musste dieses Band schon Wochen vorher drehen lassen und sicherstellen, dass es auch in den USA angeschaut werden kann. Denn hier sind Videos in NTSC und nicht in PAL, dem europäischen Format. Darum haben wir das Video als DVD produziert. Buck hat es sich heute Nachmittag angeguckt und mir versichert, dass es brauchbar ist. Auch Dave gebe ich sicherheitshalber eine Kopie zum checken. Es funktioniert in seinem Laptop und ich kann beruhigt sein. Nun wartet schon wieder eine TV-Crew auf ein Interview, die wollen mich aber ins Hotel begleiten, beim Proben filmen und dabei sein, wenn ich die Nachricht über mein Weiterkommen telefonisch nach Deutschland durchgebe. In dem ganzen Durcheinander komme ich nicht mehr dazu, von der Bühne zu gehen und Kimberly ist weggefahren - mit meinem neuen Schal! Vielleicht ist es Gewohnheit, aber ich habe einen Schalkomplex. Sobald es Herbst wird, muss ich einfach einen schönen warmen Schal um den Hals tragen, sonst versagt die Stimme. Also mal warten, ob Kimmy ihn morgen vorbeibringt oder ob ich mir wieder einen neuen kaufen muss. Auf jeden Fall werfe ich die Fernsehcrew nach einer halben Stunde aus meinem Zimmer raus und gehe zu Hooters in Gwinnett feiern. Diese US-"Restaurant"-kette hat Kellnerinnen mit "sehr überzeugenden Argumenten" und wir Cowboys haben uns schon gestern diese Location für die Aftershow-Parties ausgesucht. Ich komme rein in voller Westernmontur und die Mädels gucken mich an. "So did you make it?" Ich rufe "hell yeah", und gebe eine Lokalrunde. Mit ein paar weiteren Teilnehmern feiern wir bis in die Nacht. Kein Problem, das Finale beginnt morgen erst um 14 Uhr. Als ich nachts ins Hotel komme, habe ich eine Nachricht auf dem AB: Es ist Kimberly. Sie fliegt morgen früh zurück nach Memphis und wollte sich verabschieden. Sie ist auch traurig, will jedoch auf jeden Fall weitermachen. Alles andere wäre auch Talentverschwendung. Sie will mir meinen Schal nach Deutschland schicken. Ich möchte ihr ihn aber schenken, als Andenken und zum Trost. Zeit zum Schlafen, morgen wird es wieder spannend.

<-Zurück / Weiter ->

 
Top